Schreiben im Advent, 24. Dezember

Heute endet mein Adventskalender. Wenn er dir gefallen hat und/oder du Anregungen hast, freue ich mich über einen Kommentar!

Zum Schluss möchte ich dir noch einmal vorschlagen, dein eigenes Weihnachtsgedicht zu gestalten und zwar in Reimform.

Schreibimpuls

Entscheide dich zunächst für ein Reimmuster. Man unterscheidet u.a. den Paar-Reim, bei dem sich zwei aufeinanderfolgende Verse reimen(aabb) und den Kreuzreim, bei dem sich jede Zeile mit der übernächsten reimt (abab). Lege erst die Reimwörter am Ende einer Zeile fest und fülle dann die Zeilen mit Worten.

Viel Erfolg beim Reimen!

Wer wie ich nicht gerne reimt, kann auch einen lyrischen Text in Prosa umwandeln. Wie wäre es mit diesem Weihnachtsgedicht?

Auch eignet sich dieses Gedicht, um es „neu“ zu schreiben. Überschrift: Weihnachten 2021

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

(Joseph von Eichendorff)

Schreiben im Advent, 22. Dezember

Gedichte, Gedichte

Weiter geht’s es heute mit einer anderen Gedichtform, dem Zevenaar. Zevenaar ist nicht nur ein Ort in den Niederlanden, sondern auch ein klassisches Formgedicht, das aus  sieben (niederländisch: seven) Zeilen besteht.  Es wird gestaltet wie mit Hilfe eines Fotoapparates, der Details auswählt und heranzoomt.

Das Zevenaar weist folgende Struktur auf:

1. Zeile: ein Ort wird eingeführt

2. Zeile: Tätigkeit des literarischen „Ichs“ wird beschrieben

3. Zeile: eine Frage zum Bisherigen oder ein Vergleich damit wird gestellt

4. Zeile: ein Detail wird ausgewählt

5. Zeile: dieses Detail wird herangezoomt

6. Zeile: es wiederholt sich die 1. Zeile

7. Zeile: wie die 2. Zeile

Schreibimpuls:

Stell dich 10 Minuten an ein Fenster und schaue hinaus. Was siehst du? Was denkst du? Was fühlst du? Was interessiert dich besonders? Notiere dir alles in Stichpunkten und gestalte dann dein Zevenaar.

Schreiben im Advent, 21. Dezember

Zeit für ein kleines Gedicht, für die wohl kürzeste Gedichtform der Welt: dem HAIKU. Das aus Japan stammende Gedicht besteht aus drei Zeilen, auf die sich im Deutschen 17 Silben wie folgt verteilen: Fünf Silben in der ersten Zeile, sieben in der zweiten und wieder fünf Silben in der dritten Zeile. Einen Reim gibt es im Haiku nicht. Traditionell zeichnet sich ein Haiku inhaltlich durch die Darstellung eines Alltagsgeschehen aus, das genau beobachtet und fokussiert auf ein Detail beschrieben wird. So verbleibt es immer im Gegenwärtigen. Beliebt sind auch die Natur-Haikus und hier wiederum die poetische Darstellung der Jahreszeiten. Gefühle hingegen finden kaum Platz in einem Haiku.

Heute wird es  -vielleicht- einen echten Wintertag geben! Kalt mit Sonne! Nimm dir Zeit für einen Spaziergang und stecke Papier und Stift ein. Sei aufmerksam für alles, was um dich herum passiert. Schaue, höre, rieche! Notiere deine Wahrnehmungen.

Schreibimpuls

Schreibe ein Haiku und greife dazu auf deine Notizen zurück.

Ein Beispiel: (von Basho)

Der alte Teich:

Ein Frosch springt hinein.

Oh! Das Geräusch des Wassers.

Schreiben im Advent, 20. Dezember

Manieristisches Gedicht

Manieristische Gedichte sind Gedichte, die Geheimnisse vorstellen. Das 6-Zeilen-Gedicht hat folgenden Aufbau:

Die 1. Zeile enthält eine Farbe.

In der 2. Zeile steht eine Aussage über eine Stadt.

Die 3. Zeile beschreibt das Wetter.

Die 4. Zeile beginnt mit: „Ich möchte…“

Die 5. Zeile sagt etwas über ein Genie.

Die 6. Zeile beginnt mit: „Nächstes Jahr zur gleichen Zeit…“

Impuls

Über welche Stadt möchtest du schreiben? Welchen Wunsch hast du im Moment? Welches Genie bewunderst du? Wenn du dir deine Antworten notiert hast, kannst du sie anschließend in der vorgeschlagenen Form verdichten.

Ein Beispiel:

Dunkles ,weites Blau mit weißen Rändern

Über Berlin fliegen die Engel von Wim Wenders.

Langsam zieht eine Gewitterfront heran.

Ich möchte den Kosmos begreifen.

Hätte ich nur die Gedankenschärfe Albert Einsteins.

Nächstes Jahr zur gleichen Zeit wird es wieder ein Gewitter geben.

(aus: L. von Werder: Das Wörterbuch des Kreativen Schreibens)

Schreiben im Advent, 19. Dezember

Gedicht-Spiel

Beginnen wir heute mit einer ganz einfachen Form, die oft zu humorigen Texten führt. Noch fünf Tage sind es bis zum Heiligen Abend, deshalb beginnen wir unser Zahlen-Gedicht mit der 5.

Schreibimpuls

Das Muster ist ganz einfach und wird dir bestimmt bekannt vorkommen. Die fünf Zeilen beginnen mit einem Zahlwort – auf-oder absteigend. Wähle anschließend das Wort Weihnachtsmänner. Also:

Fünf Weihnachtsmänner…    oder

Ein Weihnachtsmann…

Tipp:

Dieses Schreibspiel lässt sich auch sehr gut in der Gruppe als Reihum schreibspielen!

Schreiben im Advent, 18. Dezember

Dichten

Heute lernst du eine neue Gedichtform kennen, das Cinquain. Die Form des Cinquain ist dem bekannten „Elfchen“ ähnlich, es ist ein Fünfzeiler, der sich wie folgt aufbaut:

1. Zeile: Inhalt des Gedichtes: ein Wort, das gewählte Thema

2. Zeile: Beschreibung des Inhalts: zwei Worte, die das Thema beschreiben (z.B. nur Nomen)

3. Zeile: Aktion: drei Worte, zu Thema passend (z.B. Verben)

4. Zeile: Empfindung/Gefühl : vier Worte, das Gefühl zum Thema hin beschreibend

5. Zeile: Synonym für den Titel: ein Wort, ein spezifischer Begriff, der Vers A (Thema) beschreibt.

Schreibimpuls

Wähle dir ein Thema, das dich gerade in dieser Vorweihnachtszeit sehr beschäftigt, schreibe deine Gedanken dazu zunächst ungeordnet auf und gestalte dann dein Cinquain!

Ein Beispiel:

Schnee

Flocken,  Kristalle

Wirbeln, tanzen, taumeln

Friedliches Treiben, beglückende Stille

Wintertrost

Schreiben im Advent, 17.Dezember

Listen-Gedicht

Heute schlage ich dir vor, ein Listen-Gedicht zu schreiben. Wie so häufig beim Kreativen Schreiben soll auch hier der Zufall helfen, einen lyrischen Funken zu entzünden. Lege als Vorbereitung solche Listen an:

1. Dinge oder Ereignisse, die in der Zukunft sein können

2. Erinnerungen, vergangenes Geschehen

3. Dinge, die dir spontan einfallen

4. Träume

5. negative Ereignisse/Gefühle

6. Sinneseindrücke(fühlen, hören, sehen, riechen, schmecken)

Schreibimpuls

Markiere in jeder Liste fünf bis sechs Wörter. Gestalte nun dein Gedicht, indem du die Satzanfänge deines Gedichtes immer mit den gleichen Worten beginnen lässt, z.B.:

Ich möchte…

Ich erinnere mich…

Ich fühle…

Ich war…

Schreiben im Advent, 16. Dezember

Filtern

Heute gibt es den Anfang einer Erzählung, aus der heraus wir Wörter filtern wollen. Lies dir zunächst den Text durch:

Aus Barbara Krohn „Die Weihnachtsfrau“

Man hat es nicht leicht. Mann schon gar nicht, dachte Heinrich, wie immer, wenn er auf dem Bett lag, mit einem Hang zum Pathos. Am schlimmsten aber ist es vor Weihnachten, dachte er  weiter, wenn das Jahr sich seinem Tiefpunkt entgegenneigt und man unwillkürlich, ohne sich widersetzen zu können, mit hinabgleitet, denn die Tage werden kälter und kürzer, die Bäume kahler und grauer, die Sonne zieht ihre Strahlen ein, und wo bleibt da der Halt! Man rutscht auf dieser schiefen Ebene nach unten, dem vierundzwanzigsten entgegen, und je mehr man sich wehrt und strampelt, desto unsanfter landet man, denn am Ende warten doch die Weihnachtsmänner und der Kerzenschein. Insbesondere, wenn man Kinder hat. Noch dazu drei. Das wirkte dann doppelt und dreifach. Sie waren unwiderruflich in der Übermacht.

Ob man will oder nicht, dachte Heinrich, irgendwann holt einen die Kindheit doch wieder ein. Dabei hatte er zehn Jahre lang hochmotiviert und  mit ungebrochener Überzeugung daran gearbeitet, Weihnachten abzubauen, spätestens ab Mitte Oktober die Innenstadt mit ihren unzähligen geklonten Weihnachtsmännern zu meiden, seine Nase vor Gewürzmischungen, seine Augen vor Lichterketten, seine Ohren vor festlichen Kinderchören zu schützen. Nur auf Dominosteine konnte er einfach nicht verzichten.

Schreibimpuls

Markiere zunächst sieben Wörter im Text. Wähle dann drei dieser Wörter aus und lasse dich durch sie zu einem Text inspirieren. Vielleicht ist das Thema Weihnachten, vielleicht aber landest du ganz woanders. Lass dich überraschen!

Schreiben im Advent, 15. Dezember

Clustern

Machen wir heute weiter mit dem Clustern, „der“ Technik des Kreativen Schreibens, entwickelt von der Amerikanerin Gabriele L. Rico. Vielleicht hast du bei der gestrigen Übung schon gemerkt, dass es einen Punkt gibt, an dem man mit dem Assoziieren aufhört, weil man die Idee zu einem Text hat. Dieses Ereignis wird als Umschalteffekt beschrieben. Die erste Textidee als Ergebnis des Umschalteffektes kann das erste Wort eines Satzes, ein erster Satz, mehrere Sätze oder ein kleiner Text sein.

Schreibimpuls

Schließe die Augen und atme zwei- bis dreimal tief durch. Wähle  das Wort, was dir jetzt einfällt – und es fällt dir bestimmt eins ein- als Kernwort für ein Cluster. Verfahre, wie gestern beschrieben und sei gespannt, auf das, was aus deiner Feder fließen wird!