Schreiben im Advent, 16. Dezember

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Heute gibt es den Anfang einer Erzählung, aus der heraus wir Wörter filtern wollen. Lies dir zunächst den Text durch:

Aus Barbara Krohn „Die Weihnachtsfrau“

Man hat es nicht leicht. Mann schon gar nicht, dachte Heinrich, wie immer, wenn er auf dem Bett lag, mit einem Hang zum Pathos. Am schlimmsten aber ist es vor Weihnachten, dachte er  weiter, wenn das Jahr sich seinem Tiefpunkt entgegenneigt und man unwillkürlich, ohne sich widersetzen zu können, mit hinabgleitet, denn die Tage werden kälter und kürzer, die Bäume kahler und grauer, die Sonne zieht ihre Strahlen ein, und wo bleibt da der Halt! Man rutscht auf dieser schiefen Ebene nach unten, dem vierundzwanzigsten entgegen, und je mehr man sich wehrt und strampelt, desto unsanfter landet man, denn am Ende warten doch die Weihnachtsmänner und der Kerzenschein. Insbesondere, wenn man Kinder hat. Noch dazu drei. Das wirkte dann doppelt und dreifach. Sie waren unwiderruflich in der Übermacht.

Ob man will oder nicht, dachte Heinrich, irgendwann holt einen die Kindheit doch wieder ein. Dabei hatte er zehn Jahre lang hochmotiviert und  mit ungebrochener Überzeugung daran gearbeitet, Weihnachten abzubauen, spätestens ab Mitte Oktober die Innenstadt mit ihren unzähligen geklonten Weihnachtsmännern zu meiden, seine Nase vor Gewürzmischungen, seine Augen vor Lichterketten, seine Ohren vor festlichen Kinderchören zu schützen. Nur auf Dominosteine konnte er einfach nicht verzichten.

Schreibimpuls

Markiere zunächst sieben Wörter im Text. Wähle dann drei dieser Wörter aus und lasse dich durch sie zu einem Text inspirieren. Vielleicht ist das Thema Weihnachten, vielleicht aber landest du ganz woanders. Lass dich überraschen!

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